Schulterschmerzen

Rotatorenmanschetten Syndrom

Die reibungslose Funktion der Rotatorenmanschette ist die Voraussetzung für ein gesundes Schultergelenk. Die an den Muskeln der Rotatorenmanschette angesetzten Sehnen sind dem Verschleiß besonders ausgesetzt. Hinzu kommt die lange Bizepssehne, die zwischen der Supraspinatussehne und der Subscapularissehne synchron verläuft.Ein Riss ist sehr schmerzhaft und führt zu einer Schwächung der Schulter. Risse an der Rotatorenmanschette können in jedem Alter auftreten, allerdings ist die Personengruppe 50+ häufiger von einer Ruptur betroffen. In der Rotatorenmanschette sind vier Muskeln und ihre Sehnen Haubenförmig am Oberarmkopf vereinigt. Die Alterungs-und Verschleißprozesse beginnen an den Sehnenansätzen am Knochen, die weniger durchblutet werden. Die Selbstregeneration des Gewebes ist stark von der Blutversorgung abhängig. Je besser die Durchblutung ist, desto schneller und besser erfolgt die Regeneration.

Schulterspezialisten München

Durch Durchblutungsstörungen wird die Rotatorenmanschette in einigen Bereichen anfällig für degenerative Umbauprozesse. Der altersbedingte Verschleiss ist ein Grund für die Bildung von Rissen an der Rotatorenmanschette. Die Wiederholung der ständig gleichen Schulterbewegung kann die Degeneration beschleunigen. Sport und berufliche Tätigkeiten können zudem zum Verschleiß der Rotatorenmanschette führen.Risse an der degenerativ vorgeschädigten Rotatorenmanschette können sich durch übermäßige Beanspruchung bilden. Auch ruckartige Kräfte beim Aufheben eines schweren Gegenstands können die Rotatorenmanschette zum Zerreißen bringen. Gelegentlich wird der Riss von einem Sturz direkt auf die Schulter ausgelöst. Die Ruptur an der Rotatorenmanschette ist nicht immer mit Schmerzen verbunden. Studien belegen, dass bei annähernd 40% der Menschen eine unentdeckte milde Form der Rotatorenmanschetten-Ruptur vorliegt. Die Altersgruppe der Menschen 50+ ist besonders von dieser Erkrankung betroffen. Viele Patienten dieser Altersgruppe klagen über einen längeren Zeitraum über Beschwerden in der Schulter. Dann reicht ein kurzer Moment der Überbeanspruchung, z.B. beim Heben eines schweren Gegenstands und die Rotatorenmanschette reißt. Die Verletzung führt dazu, dass der Arm nicht mehr angehoben werden kann. Aber auch jüngere Menschen können eine Rotatorenmanschetten-Ruptur erleiden. Ein direktes Trauma oder Überbelastung kann in jedem Alter einen Riss an der Rotatorenmanschette auslösen.

In den meisten Fällen führt die Rotatorenmanschetten-Ruptur zu einer Schwächung und Schmerzen in der betroffenen Schulter. Das Maß des Kraftverlustes steht in Abhängigkeit zur Schwere der Ruptur. Sofern die Sehne nur angerissen ist, kann der Arm unter Schmerzen im normalen Ausmaß bewegt werden. Bei einer vollständigen Ruptur kann der Arm nicht mehr wie üblich bewegt werden. Das seitliche Anheben ist ohne Hilfestellung nicht möglich. Hinzu kommt in den meisten Fällen ein diffuser Schmerz in der Schulter. Gelegentlich erzeugt das Bewegen des Arms eine Art Schnappen in der Schulter, dann ist meist auch die lange Bizepssehne beschädigt. In der Regel bereitet es Beschwerden, die Schulter nachts im Liegen zu belasten. Die Diagnose wird anhand der Krankengeschichte (Anamnese) und der klinischen Untersuchung gestellt. Die vollständige Ruptur lässt sich zumeist recht einfach feststellen, da der Arm im Gelenk passiv frei bewegt werden kann, während das aktive Bewegen aus eigener Kraft nicht oder nur stark eingeschränkt möglich ist. Man kann im Röntgenverfahren den Riss in der Sehne nicht darstellen, dennoch werden Röntgenbilder der Schulter angefertigt, um feststellen zu können, ob zusätzliche Schädigungen an den knöchernen Strukturen vorliegen, die gegebenenfalls zur Ruptur beigetragen haben. Knochensporne, aber auch Kalkdepots und Einklemmungserscheinungen (Impingement) durch Einengung desSubacromialraumes sind in den Aufnahmen sichtbar. Die Ruptur selbst lässt sich anhand einer Ultraschalluntersuchung darstellen. Um den Zustand der Sehnen und der Muskel der Rotatorenmanschette , sowie Blutergußbildung und Schleimbeutelentzündung beurteilen zu können, ist ein MRT (Magnetresonanztomografie) erforderlich.

Die konservative Therapie wird angewendet, wenn es nicht zu einer vollständigen Ruptur einer Sehnen der Rotatorenmanschette gekommen ist. Ziel ist es, daß die intakt gebliebenen Sehnen die Arbeit der angerissenen Sehne übernehmen. Das Schultergelenk sollte möglichst umfassend geschont werden. Entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente helfen gegen die akuten Beschwerden. Die Injektionstherapie mit Kortison bietet sich bei starken Schmerzen an. Durch die gezielte Vergabe des Präparats in die Schulter kann es seine Wirkung besser entfalten. Allerdings hält die Wirkung nur für einen begrenzten Zeitraum an. Wichtige Bausteine der konservativen Therapie sind die physikalische Therapie und die Krankengymnastik. Die beiden Therapieformen liefern eine Vielzahl an Techniken, die den Heilungsprozess unterstützen. Dazu gehören Dehnungsübungen und Übungen zum Muskelaufbau ebenso wie die Gelenkmobilisation. Besondere Übungen zu Kraft und Koordination helfen bei der Zentrierung des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne. Indem ein geschmeidiges Gleiten der Sehnen im Gelenkgefüge hergestellt wird, wird vermieden, dass es zu einer Reibung der Rotatorenmanschette am Schulterdach kommt. Die Übungen müssen zuweilen über einen längeren Zeitraum ausgeführt werden, bevor sich der Erfolg der Behandlung zeigt.

Bei einer vollständigen Rotatorenmanschetten-Ruptur werden konservative Maßnahmen der Behandlung nicht zu einer völligen Wiederherstellung der Schulterbeweglichkeit führen. Eine operative Therapie sollte in diesem Fall in Erwägung gezogen und möglichst innerhalb von drei Monaten nach dem Vorfall ausgeführt werden. Bei einer Teilruptur bietet sich zunächst die konservative Therapie an. Erst wenn die Beschwerdefreiheit nicht oder nur unzureichend erzielt wird, sollte man einen operativen Eingriff nach Ablauf von drei Monaten erwägen.

Arthroskopisches Débridement

Kleinere Schädigungen an der Sehne können in einem minimal-invasiven Verfahren beseitigt werden. Bei der Arthroskopie (Gelenkspiegelung) können nach Entfernung der Schleimbeutel Korrekturen der Sehne risikoarm und schonend erfolgen. Das Verfahren bietet sich bei kleineren Teil-Rissen auf der Rotatorenmanschetten-Oberseite an. Dabei werden die angerissenen Sehnenfasern entfernt und die Rissstelle wird geglättet. Bei Vorliegen eines Impingementsyndroms wird eine schonende Akromioplastik zusätzlich ergänzt.Der Heilungsprozess bedarf keiner weiteren Maßnahme.

Acromioplastik

Das Verfahren der Acromioplastik kommt zum Einsatz bei kleineren, nicht durchgehenden Rissen auf der Rotatorenmanschetten-Unterseite. Dieser Eingriff kann zeitgleich mit dem bereits beschriebenen Débridement erfolgen. Die Acromioplastik umfasst das Abtragen von Knochenspornen auf der Unterseite des Schulterdachs (Acromion). Damit wird der Raum für die Rotatorenmanschette im Schultergelenk vergrößert. Teil-Risse an der Unterseite der Rotatorenmanschette verheilen zumeist ohne Nahtversorgung, nur bei jungen Patienten werden diese genäht.

Arthroskopische Sehnennaht

Auch vollständige Risse der Sehne können in einem arthroskopischen Eingriff versorgt werden. Dazu wird zunächst das geschädigte Gewebe der Rotatorenmanschette debridiert und die Schleimbeutel entfernt.. Danach wird die Ansatzfläche der Sehne auf dem Oberarmkopf – das Knochenbett – präpariert. Mit Fräsen wird der Knochen angeschliffen, bis es zum Auftreten von Knochenblutungen kommt, ohne die die Sehne nicht einheilen kann. Zur Sehnennaht werden sogenannte Fadenanker verwendet, die direkt in den Knochen eingebracht werden. Mit den Fäden werden der Sehnenrand mit Hilfe von Nahtinstrumenten durchnäht und durch die Verknotung der Fäden der Sehnenrand wieder mit dem Knochen verbunden. Nach sechs Wochen wächst die Sehne am Knochen an und nach 12 Wochen erst ist sie fest eingeheilt.

Sehnennaht in der Mini-Open-Technik

In Ausnahmefällen kommt die sogenannte Mini-Open-Technik zur Refixierung der Sehne zur Anwendung. Dabei handelt es sich um ein offenes Verfahren, in dem ein direkter Schnitt die Sicht auf das Operationsfeld ermöglicht. Die Sehne wird gesäubert und mit Fadenmaterial am Oberarmkopf befestigt. Sowohl das offene Verfahren in Mini-Open-Technik als auch die Arthroskopie erzielen sehr gute Ergebnisse bei jeweils identischer Heilungsquote. Das offene Verfahren, bringt für den Patienten aber eine längere Dauer der Wundheilung und hat ein höheres Infektionsrisiko.

Auf die Operation im Schulterbereich folgt mitunter eine langwierige Rehabilitation. Die ambulante Physiotherapie umfasst voraussichtlich einen Zeitraum von 2 bis 3 Monaten. Die vollständige Wiedererlangung der Schulterbeweglichkeit wird mitunter erst nach 6 Monaten erzielt. Alle Rehabilitationsmaßnahmen werden dem Heilungsprozess angepasst. Auf der einen Seite ist es notwendig, das Schultergelenk schnellstmöglich zu mobilisieren, auf der anderen Seite muss die fragile Sehneneinheilung geschützt werden.

Daher wird die Schulter im Anschluss an die Operation in einem Schulterabduktionskissen für 3 – 6 Wochen ruhiggestellt, damit die Nahtstelle geschützt wird. Schwellungen und Schmerzen können mit Lymphdrainagenund Kälteanwendungen gelindert werden. Nach einem arthroskopischen Eingriff kann recht zügig mit den Rehabilitationsmaßnahmen begonnen werden. Zunächst werden Übungen zur passiven Bewegung ausgeführt. Daran schließen sich aktive Dehnungs- und Kräftigungsübungen an. Nach der Operation im offenen Verfahren muss zunächst die Wundheilung abgewartet werden. In der Regel wird zwei Wochen nach dem Eingriff die Beweglichkeit der Schulter passiv eingeübt.

Etwa sechs Wochen nach dem Eingriff werden aktive Übungselemente in das Reha-Programm aufgenommen. Dabei lassen isometrische Übungen die Muskulatur arbeiten, ohne dass es zu einer Belastung der Nahtstellen kommt. Nach weiteren 6 Wochen wird mit den Übungen zur Kräftigung von Schultergürtelmuskulatur und Rotatorenmanschette einschließlich Krankengymnastik an Geräten begonnen. Die Übungen helfen bei der Zentrierung des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne. Die einwandfreie Position des Oberarmkopfes im Gelenk stellt sicher, dass es zu keiner Reibung bei der Bewegung kommen kann. Ziel ist, dass sich die Sehnen der Rotatorenmanschette frei unter dem Schulterdach (Acromion) bewegen können.